Manet, Jesus und die moderne Kunst

Ranciere beschreibt eine Ausstellung über 100 Jahre Moderne, als deren Ausgangspunkt der Kurator Manets Gemälde “toter Jesus Christus mit zwei Engeln” wählt. Die Immanenz der pikturalen Präsenz, die Ranciere beschreibt, ist gewissermaßen das Signum der modernen Kunst.

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“Im Gegensatz zu seinem Vorbild hat der tote Jesus Christus bei Manet die Augen geöffnet und ist dem Zuschauer zugewandt. Er wird zu einer Allegorie der Substitution, die der “Tod Gottes” der Malerei überantwortet hat: die Wiederauferstehung des toten Jesus Christus in der Immanenz der pikturalen Präsenz. Diese reine Präsenz ist nicht die Präsenz der Kunst, sondern die Präsenz des rettenden Bildes. […] Das ostensive Bild ist der Körper der sinnlichen Präsenz, die in ihrer Unmittelbarkeit zur absoluten Idee erhoben wird. In diesem Sinne werden Ready-Made und serielle Bilder der Pop-Art, minimalistische Skulpturen oder fiktionale Museen schon immer in der Tradition der Ikonen der religiösen Ökonomie der Wiederauferstehung verstanden.” (J. Ranciere: Politik der Bilder, S. 39f)

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